500 Nocturnes 2021 "The Race"

Das Rezept für die 2021 Ausgabe des 500 Nocturens Rennens

Man nehme das bis in die Haarspitzen motiviert Team einer erfahrenen Caterham Firma, einen von Westermann Motorsport vorbereiteten Caterham CSR, zwei brauchbare Kutscher, ein prall gefülltes Teilelager und einen zufällig rumstehenden Brian James Anhänger. Dazu aus dem Elsass einen Tankwart und seine hübsche Feuerwehrfrau. Gewürzt mit ganz viel Leidenschaft und Leidensfähigkeit.

Die Geschichte hier geht um die Speerspitze des Westermann Motorsport Teams beim 500 Nocturnes: Der weiße CSR 280, mit Frédéric Meistermann und mir (Joachim Westermann) als Fahrer. Unterstützt von Frédérics Freunden, der Ecurie Bariga aus Bergheim (Bariga) im Elsass.

Das 500 Nocturnes ist ein traditionsreiches Nachtrennen am Anneau Du Rhin (Rheinring, zwischen Colmar und Muhlhouse), welches mit großem Rahmenprogramm und vor vielen Zuschauern stattfindet.

Man kann auf der Webseite von Westermann Motorsport, in der Abteilung „Media“ die Rennberichte von 2018 und 2019 sowie die 2021er Vorschau nachlesen, um einen Eindruck davon zu bekommen um was es beim 500 Nocturnes geht. 2020 fiel Coronabedingt leider aus. Westermann Motorsport war für die diesjährige Ausgabe des 500 Nocturnes für die Vorbereitung von drei Caterham CSR Rennwagen beauftragt.

Klar war, dass Wagen 1 (W 1) mit uns beiden Anneau du Rhin Spezialisten voll auf Attacke fährt, um das Podium im Gesamtklassement anzustreben, wogegen Wagen 2 (W2) Tobias Lenz und Florian Rauchenberger eher auf Ankommen und ein solides Endergebnis fahren würden. Die 500 km bei Nacht fahren sich schließlich nicht von alleine. Der dritte Caterham von Laurent Fuchs und Paul Lorrain wurde im Rennen von Fox Racing eingesetzt.

Das Wesentliche im Reglement:
Das Rennen wird abgewunken, wenn das führende Auto 138 Runden x 3,7 km = 510,6 km zurückgelegt hat bzw. wenn maximal 4 Stunden gefahren wurden. Es gibt um 20:10 Uhr eine Einführungsrunde und danach einen fliegenden Start. 2 Boxenstopps sind vorgeschrieben. Bei jedem Stopp muss die Zeit von Boxeneinfahrt bis zur Boxenausfahrt mindestens 4 Minuten betragen. Der zweite Boxenstopp muss vor der 180sten Minute vollzogen sein. Es gilt in der Boxengasse ein Tempolimit von 60 km/h. Vergehen werden mit Stopp- und Go sowie Standzeiten bestraft.

Beim Boxenstopp muss der Motor abgestellt werden. Am Fahrzeug dürfen maximal 2 Leute in feuerfester Montur arbeiten. Wenn getankt wird, dürfen keine Räder gewechselt und nicht am Auto gearbeitet werden. Die Feuerwehr zählt nicht dazu und darf nichts tun, außer bei Feuer zu löschen.

Die Autos: W 1 CSR 280 Meistermann / Westermann, W 2 CSR 280 Lenz / Rauchenberger
Alle mit WESMO 2,4 Motoren und SADEV Getriebe mit Lenkradschaltung. W 1 mit WESMO Upright & F3 Brembo Bremsen Nitron 3-way, W 2 mit Caterham Serie Bremse und Fahrwerk.

Team W 1: Ecurie Bariga 500 SME:

  • Joachim Westermann (D): Teamchef / Rennfahrer
  • Frédéric Meistermann (F): Rennfahrer
  • Thomas Ball (F): Hauptberuflicher Mechaniker bei Westermann Motorsport
  • Stephan Eckhart (D): Hauptberuflicher Mechaniker bei Westermann Motorsport
  • Philipp Rieger (D): Instandhaltungsplaner bei der Daimler AG, SMRC Rennleiter, Teamchef- und Koordinator während des 500 Nocturnes.
  • Arnaud Saigne (F) : Zeitnahme Rennen und Boxenstopp
  • Steeve Burger (F): Tankwart
  • Laura Boehrer (F): Feuerwehrfrau
  • Virginie Meistermann (F) Public Relation
  • Andreas Brunner (D): Fotograf

Team W 2:

  • Dr. Tobias Lenz (D): Rennfahrer
  • Florian Rauchenberger (D): Rennfahrer
  • Carsten Drechsler (D), Serviceberater, Teilebeschaffung, Steuergeräte, Datalogging bei Westermann Motorsport: Teamchef- und Koordinator während des Rennens, Zeitnahme.
  • Markus Brimberg (D) Feuerwehrmann
    Pierre Lehry (F): Mechaniker
  • Daniel Sauter (D): Mechaniker
  • Fehlendes Personal stellt das Team von Wagen 1

Unsere Wettbewerber:

  • Lamborghini Huracan GT 3
  • Lamborghini Huracan Super Tropheo
  • Ferrari 458 Challenge
  • Lamborghini Gallardo Super Tropheo
  • Caterham WESMO CSR 280
  • Ligier JS 2R
  • Porsche 991 Cup
  • Porsche 996 Cup
  • Porsche 993 RSR
  • Mercedes AMG GT 4
  • Lotus Exige V6 Cup
  • BMW M240 IR
  • diverse Seat Cupra und Peugeot 308 Cupfahrzeuge

2 x Upgrade für 2021:
Schnellhebeanlage Krontec:
Als das Caterham untypischste Goodie wurde eine Pressluft-Schnellhebeanlage eingebaut, wie sie erstmals beim Nordschleifen Werks 24H Caterham von 2002 zum Einsatz kam. Da war doch genau dieses 24H Auto wieder bei uns beim Service und kam ich auf diese Idee: Für das gesparte 2020er Budget könnte man doch…. Also wurde bei Krontec eine 260mm Anlage mit 3 Stempen bestellt, eine Taucherflasche angeschafft und in England 3 Skates  bestellt. Diese praktischen Dinger, mit denen man den Wagen, mit der Krontec hochgebockt, leicht rumschieben kann. Das braucht bei unseren leichten Autos zwar kein Mensch, ist aber zu schön um es nicht zu haben.

Stephan Eckhardt baute die CSR Applikation für die Krontec Anlage, die wegen den vorderen Inboard Shocks und der hinteren Einzelradaufhängung in der Ausführung ziemlich aufwendig war. Don´t add lightness waren aber leider 6,5 kg Zusatzgewicht. Aber dieses System gibt allen beim Boxenstopp Ruhe und Sicherheit. Man kann bei Nacht den Wagenheber nicht falsch ansetzen, man kann leichter die Reifen kontrollieren und auch mal schnell unter den Wagen schauen.

Das bedeutet, es muss zuerst hinten dann vorne aufgebockt werden oder umgekehrt. Auch wenn das Auftanken und ein Radwechsel mit dieser Methode immer unter den vorgeschriebenen 4 Minuten bleibt, erleichtert es die Arbeit ungemein und bringt durch die weniger Arbeit eine gewisse Ruhe in den Vorgang. Außerdem kann ein bei Nacht vielleicht falsch angesetzter Wagenheber keinen Tank ruinieren oder sonst etwas kaputt machen.

Benzintank:
Wir wissen dass wir bei Trockenheit auf der 3,7 km Strecke in Anneau du Rhin etwa 1,4 Liter 102 Oktan Sprit pro Runde verbrauchen.

2018 sind die Gesamtsieger 138 Runden gefahren, wir 8 Runden weniger und wurden mit 18,5 Sekunden Rückstand auf den Gesamtdritten Gesamtvierter und Klassensieger. Seinerzeit kamen wir mit 2 vollen Tanks über die Distanz. Es regnete über weite Distanzen und es gab viele Runden hinter dem Safetycar. 2019 wurden wir Gesamtfünfte mit 11 Runden Rückstand auf den Gesamtsieger, ebenfalls mit langen Safetycar Phasen. Dieses Rennen wurde während den Boxenstopps versaut. Man konnte einen extra für dieses Rennen eingebauten Zusatztank auf der Beifahrerseite nicht schnell genug tanken. Außerdem setzte man auf neue Michelin Slicks, handelte sich einen Plattfuß ein und diese Reifen haben trotz kühler Temperaturen, viel zu schnell abgebaut.

Abgekürzt: Mit dem 5. Platz waren wir überhaupt nicht zufrieden. Auch deswegen haben wir 2021 wieder auf unsere bewährten Hankook Formel 3 Slicks gesetzt.

Wir wissen, dass wir bei 130 Runden im Trockenen etwa 180 Liter verfahren. Wir starten mit vollem Tank und fahren idealerweise mit leerem durchs Ziel. Zwei Stopps bedeuten 180 Liter durch 3 sind  60 Lite pro Stint. In den großen Caterham Renntank gehen aber nur 55 Liter rein. Würde man jedoch annehmen, dass alle GT 3 ausfallen und wir sogar gewinnen könnten, dann müssten wir die volle Distanz über 138 Runden fahren und verbrauchen dann aber theoretisch etwa 195 Liter das wären dann etwa 65 Liter pro Stint. Zudem könnte jederzeit das Safetycar rauskommen und dann sollte man unplanmäßig in die Box kommen um die Zeit zu nutzen, wenn hinter dem Safetycar die Rundenzeiten hoch gehen. Dann fährt man gezwungenermaßen kürzere Stints muss dann aber längere fahren um nicht einen weiteren 4 Minuten Stopp zu riskieren, weil der Sprit dann nicht reicht. Bei 4 Minuten Boxenstopp verliert man fast 3 Runden. Um das zu vermeiden muss man mehr Sprint mitnehmen. Da wir aus 2019 gelernt haben und es fast unmöglich war den Beifahrertank schneller zu betanken, wurde der Kofferraum des CSR ausgemessen, ein Tank konstruiert, der da millimetergenau rein passt, das Volumen berechnet und in Italien einen Renntank bestellt, in den 85 Liter reinpassen. Der Tank wurde so konstruiert, dass der Caterham Renntankdeckel genau in der Mitte sitzt. Wenn schon, dann muss das auch schick aussehen. Die Adaption vom Tank raus auf das Bootcover hat unserem CNC-Mann einiges an Zeit und Nerven abverlangt. Aber nun war es perfekt.

Am Donnerstagabend vor dem Rennen machte Frédéric einen Rollout auf der 3,0 km Strecke von AdR. Seine Rückmeldung war: Das Auto fährt sich „langweilig“. Es war sehr warm und Frédéric ist in diesem Jahr wenig gefahren. Wir hatten also keinen richtigen Vergleich. Am Freitagabend war das Training ohne offizielle Zeitnahme auf der 3,7 km Strecke. Der Datalogger liefert uns wegen eines GPS Defektes keine Rundenzeiten. Keiner von uns war vom Auto richtig begeistert.

Im nicht gezeiteten Nachttraining fährt Frédéric zuerst, kommt rein und reklamiert Vibrationen im Antriebsstrang. Danach fahre ich das Auto und es war klar, undefinierbare Vibrationen im 5. und 6. Gang. So können wir morgen definitiv kein 500 km Rennen fahren.

Eine andere Story war, dass wir vergessen hatten, am Donnerstag den Caterham C 400 von Paul Lorrain in Kuppenheim einzuladen um diesen nach AdR mitzubringen. Deswegen kam der C 400 am Freitag im Brian James Anhänger zusammen mit den Mechanikern mit und wir hatten somit rein zufällig einen geschlossenen Anhänger dabei.
 
Wir besprachen uns im gesamten Team welche Optionen nun infrage kamen. Nach Hause fahren, ein anderes Getriebe holen und ein passendes Diff dafür bauen, um danach in der Nacht in der Box zu schrauben? Das Rennen abzusagen? Thomas Ball entschied, dass wir alle für dieses Rennen so viel investiert hatten und deswegen den CSR in den freien Anhänger zu laden, um 22.45 Uhr die 150 km nach Kuppenheim zu fahren und lieber dort auf der Hebebühne einfach alles zu wechseln.

Alles heißt alles 1 x neu!

  • WESMO 2,4 Motor wegen der bescheidenen Leistung zur Sicherheit
  • Kupplungsglocke
  • Kupplung komplett
  • SADEV Getriebe
  • Kardanwelle
  • Differenzial mit Sperre
  • Antriebswellen
  • Radlager hinten

Das ging folgendermaßen vonstatten. Carsten baute das Differenzial aus, währenddessen Thomas ein Neues baut, Stephan baut in der Zeit den Motor aus. Philipp macht sich nützlich und schläft ein wenig. Er fährt ja wieder den X5 mit Anhänger. Kurzum, am Samstagmorgen kurz nach 9 Uhr ist die Mannschaft wieder in Anneau du Rhin und hatte die ganze Nacht durchgeschraubt.

Nun stand um 12 Uhr das Qualifying an. Beide Fahrer bekommen keine Zeiten hin und fallen sogar hinter das Schwesterauto von Fox Racing zurück. Das Auto läuft im 6. Gang nicht rund. Keine richtigen Aussetzer, aber es geht nicht voran. Ich tippe auf die Benzinzufuhr, es kann aber auch die Zündung sein. Auf jeden Fall enttäuschte Gesichter. Es stand bei Tag nur eine 1:31.841 auf der Uhr, was uns nur den 7. Startplatz einbrachte, zwei Plätze hinter Fox Racing. Der eine schnelle Ligier fuhr mit einer 1:30.656 auf Platz 3, was bedeutete, dass man sich heute für P3 hätten qualifizieren können. Wir sind bei Tag beide für Zeiten deutlich unter 1:30 gut genug. Nur Siebter in der Startaufstellung.

Nun wurde der Rest getauscht, was noch nicht getauscht wurde. Tankentlüftung- und Rückschlagventil, Benzindruckregler, Motorkabelbaum, Steuergerät.

Wir bekamen von der Organisation und der Rennleitung die Erlaubnis um 18 Uhr, während Demofahrten des Veranstalters, ein paar Warmup Runden zu fahren um zu wissen, ob wir den Fehler behoben hatten. Frédéric fuhr als erstes raus und kommt mit strahlendem Gesicht zurück in die Box. Das Auto läuft. Ich drehe auch noch 2 Runden um sicher zu gehen, dass unser Auto so ist, wie wir das brauchen. Schließlich werde ich den Start fahren, um gleich mal ein paar Plätze gut zu machen. Dazu muss ich mich auf das Auto verlassen können.

Philipp Rieger sagt danach zu mir. Wir haben in der Nacht alles Menschenmögliche getan. Nun müsst ihr liefern. Ich sagte nur, mach Dir keine Sorgen. Alle vor uns kommen mit 1:30- bzw. 1:31er Zeiten bei Tag aus dem Quali und alle haben einen guten Fahrer 1 und einen nicht so guten Fahrer 2. Wir sind zwei schnelle und zuverlässige Fahrer. Das ist unser großer Vorteil. Das Podium ist machbar.

Die Strategie für das Rennen war: Wir können aus einem Benzinfass 62 Liter tanken. Wenn wir jetzt schnell sind, Glück haben und alle vor uns ausfallen, dann müssen wir die ganzen 138 Runden fahren. Wir müssen die Benzinmenge vom zweiten und letzten Tankstopp so legen, dass wir im ungünstigsten aber besten Fall dann noch den Rest zu den 138 Runden fahren können. Wir wollen nicht mit zu viel Benzin den Start fahren. Also rechnen wir mit 130 Runden und 182 Liter Verbrauch. Wir starten mit 70 Liter. Der planmäßige Boxenstopp ist nach 70 Minuten. Wenn wir früher reinkommen, dann tanken wir 62 Liter nach (bzw. bis der Tank randvoll ist) und können dann locker so lange fahren, dass wir vor der 180. Minute wechseln und in jedem Fall zu Ende fahren können. Es ist ja dann noch das nicht verfahrene Benzin im Tank.  Im Prinzip bringt unser großer Tank den Vorteil, die Boxenstopps variabel zu gestalten und durch das Safetycar zu profitieren.

Von 19.10-19.20 Uhr ist die Boxenausfahrt offen um in die Startaufstellung mit Gridgirls und anschließendem und Gridwalk der Zuschauer zu fahren. Auf dem Weg dorthin, blinkt die Benzindruckkontrollleuchte, grell direkt im Blickfeld auf, weswegen ich nochmals in die Box fahre um die Mechaniker zu informieren. Dann muss ich sofort wieder raus, sonst ist die Ampel rot und müsste das Rennen von hinten starten. Während des Gridwalks entscheiden wir uns die rote Warnlampe des Stack-Instruments einfach abzukleben, der unten eingeblendeten Text stört den Fahrer nicht. Wenn der Öldruck in den Keller oder die Temperaturen hoch gehen sollte, dann sieht man es halt auch nicht. Kommt aber bei unseren Autos eh nie vor.

Start des Rennens um 20:10, eine Einführungsrunde dann geht die rote Ampel aus: Am Start überhole ich ein paar Autos, wie viele weiß ich nicht, weil ich mich von ganz links nach rechts mogle und dort die volle Power unseres 2.4 Liters ausspiele. Ich überhole den AMG GT4 und unser Schwesterauto und bin vor der Adrenalin Kurve Fünfter. Die folgenden Kurven hänge ich an dem 991 Cup fest, der trotz meines Stroboskop Fernlicht keinen Platz machen will. Egal, ich komme trotzdem vorbei, und kassiere kurz darauf den Ligier und bin damit Dritter und voll im Fahrplan. Plötzlich nach Adrenalin einer der beiden Lambos im Kiesbett. Hehe, das läuft ja heute wie am Schnürchen. 2. Platz, wie geil ist das denn? Der schwarze Lambo braucht rundenlang um wieder weiterzufahren. Ich rechne mir schon aus, dass dieser Rundenrückstand zu groß sein wird um sich so oft gegen uns zurück zu runden. Nun selber keinen Mist bauen. Mach ich nicht und auf Frédéric ist sowieso Verlass. Die Konzentration hält man am besten hoch, wenn man das macht, was man am besten kann. Gas geben und schnelle aber sichere Rundenzeiten abliefern.

Das Rennen an sich ist dann eine reine Fleiß- und Routinearbeit. Beim Überrunden keinen Unfall bauen, konzentriert zu fahren, den Speed halten, die Strategie befolgen. Nach 70 Minuten komme ich wie abgesprochen um 21:50 zum Fahrerwechsel rein. Der Stopp klappt wie am Schnürchen, 4:03 Minuten ist die Zeit. Platz 2 steht auf dem Monitor. Das wusste ich bereits. Meine Mannschaft ist happy. Die nächtliche Schrauberei hat sich gelohnt. Ich schaue nochmal auf den Zeitenmonitor und sehe, dass der führende Lambo für seinen Stopp eine 3:57 brauchte, also der muss nochmal rein, Strafe absitzen. Der zweite Lambofahrer, liefert danach keine Topzeiten, reicht das für uns? Leider darf der Führende bereits nach viel weniger als 4 Minuten aus der Box fahren und wird nicht nochmal bestraft. Nicht aufregen, der Abstand wäre über die Distanz vermutlich eh zu groß. Das Podium ist aber drin.

Frédéric spult nun Runde um Runde fehlerfrei aber in seinem üblichen Speed ab.

Uns wird klar, dass wir nun den Plan B ausführen werden. Es bleibt trocken, es war noch kein Unfall, deswegen auch noch kein Safetycar. Maximaler Spritverbrauch. Um einen theoretisch möglichen Gesamtsieg einzufahren, werden wir nun beim zweiten Stopp mehr Benzin tanken und wechseln zur Sicherheit auch die Reifen. Es wäre ja wirklich sehr blöd, wenn der führende Lambo ausfällt und uns vor der 138sten Runde der Sprit ausgeht, wir entweder liegen bleiben oder zum Nachtanken 4 Minuten an der Box verlieren. Also tanken wir ein ganzes Fass und weitere 15 Liter aus unserem zweiten Fass mit vorinstallierter Pumpe. Auch dieser Boxenstopp läuft glatt, ich würge zwar den Motor ab, nachdem ich beim ersten Stopp zu weit gefahren bin und man mich ein paar Meter zurückschieben musste.

Wir sind am Ende 132 Runden gefahren und nur 6 Runden hinter dem Lamborghini aber 5 Runden vor dem Gesamtdritten Ligier und 6 Runden vor dem 991 Cup und dem FOX Racing Caterham ins Ziel gekommen. Unser zweites Auto mit Tobias und Florian wurden 7, da wäre mehr drin gewesen. Sie haben sich mit Pirelli Formel 4 Reifen verzockt.

Die Siegerehrung war sensationell. Die Freude im Team war unbeschreiblich.

Die drei Erstplatzierten Autos wurden am Podium aufgestellt, jede Menge junge und preisgekrönte  Frauen überreichten uns die Pokale und feinen Crémant.

Sollten wir 2022 an den Start gehen, dann haben wir nochmals dazugelernt, aber vor allem eines. Nach Corona werden wieder mehr GT3 und Renault RS.01 am Start sein und unsere Chancen aufs Gesamtsiegerpodium schwinden. Gerade deswegen ist unsere Leistung als Team in diesem Jahr nicht hoch genug einzuschätzen. Platz 2 Gesamt. Wahnsinn. Harte Arbeit wurde mit viel Glück belohnt.

Epilog:
Unsere Feuerwehrfrau Laura setzte sich nach dem Rennen bei der Siegerehrung in den Sitz und wunderte sich, dass der Sitz so nass war. Thomas sagte, dass die Fahrer in den Sitz pinkeln wenn sie im Rennen müssten. Ich habe zwar den Rennanzug durchgeschwitzt, vermutlich war das aber Bier oder verspritzter Sekt.

Ich bedankte mich nach Sichtung der Boxenstoppvideos in unserer WESMO 500 WhatsApp-Gruppe, dass die Tankpumpe tatsächlich nur 15 x wie abgesprochen gedreht und nicht zur Sicherheit 5 Liter extra eingefüllt wurden. (Ich traue den Mechanikern diesbezüglich alles zu.) Aber weshalb unser zweiter Stop 4:08 dauerte, das Motorabwürgen dauert doch niemals 8 Sekunden. Antwort Philipp: „4sec. hatte ich als Puffer gelassen, ich wollte keinen wütenden JW5 bei 3:59 und Extrastopp. Dass der Fahrer selbst für den notwendigen Puffer sorgt und das Auto abwürgt war ja nicht abgesprochen.“

Die ganze Arbeit und Aufwand haben sich gelohnt und wurde bei der Siegerehrung und der restlichen Nacht bis morgens 7:30 ausgiebig gefeiert. Ein baugleiches Auto wie unseres, wurde die Woche drauf bei uns angefragt und bestellt.

 

Copyrigh Pictures:
Valentine Poulain
RDPhotography
Andreas Brunner


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